Versuch: Bloggen direkt. Von der Leipziger Buchmesse

Diesmal bin ich als Bloggerin auf der Leipziger Buchmesse. Akkreditiert. Mit Presse-Badge. Das heißt: ich darf auch in den Pressebereich – und außerdem hat die Buchmesse diesmal eine Blogger-Lounge. Ich nehme die Herausforderung an, die sich aus diesen Möglichkeiten ergibt: Bloggen direkt. Ein Tag Buchmesse – und nach dem halben Tag schon was drüber schreiben.

Into the mood. Der Presse-Eingang ist gar nicht mal so leicht zu finden. Ein einzelnes Schild, das NICHT explizit darauf hinweist, man solle die Treppen hinauf gehen. Ich folge den Massen an Manga-Fans, Schülern, Messebesuchern. Kein weiterer Hinweis für „Press“. Ein Mann neben mir mault in Weiterlesen

„Schmalzstulle.“ Eine internationale Begegnung

Auf dem Konzert steht plötzlich A. hinter mir, den ich bei den Ferienkursen in Darmstadt kennen gelernt habe. „Hey! Ms. K! Nice to see you again!“ Und auch ich freue mich, den Komponisten aus Israel wiederzusehen. Und das hier, auf irgendeinem dieser Konzerte beim Ultraschall-Festival, mitten in Berlin.

Vor zwei Jahren etwa hatte ich ihn in der Stadt herumgeführt, an allem vorbei, was jemand so sehen muss, wenn er einen halben Tag in Berlin ist im Sommer. Erst lagen wir am Spreeufer herum, Weiterlesen

Ultraschall-Festival 2015: Die Eröffnung.

In der Pause im hinteren Foyer vom Haus des Rundfunks.

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Eine ältere Dame:

„Das erste Stück hat mir ja nicht so gefallen. Das hat mich daran erinnert, wie das war, denn, ich war ja mal in Essen, dort habe ich den Florian besucht.“ (Rückfrage des Adressaten, unverständlich.)

„Ja, genau, der Florian, das ist mein Sohn, der Fotograf. Und dann also in Essen…“ (Rest unverständlich.)

„Ich bin da ja auch immer sehr skeptisch. Also, wenn die Erklärung zu einem Stück länger dauert als das Stück selbst. Also, dann ist doch was faul. Oder?“ (Um Bestätigung heischend zu den Umstehenden.)

„Oder? Dann ist doch was faul!“

(Der Blick der Anwesenden fällt auf die Gemälde, die im Foyer hängen. Sie zeigen, leicht verwischt, das Unterholz in einem Wald mit eng zusammen stehenden Bäumen.

„Oh! Ja, aber das ist doch sehr lichtdurchflutet. Nicht?“

Und noch einmal.

„Aber das. Das ist doch sehr lichtdurchflutet. Nicht?“

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Hinter einer unbenutzten Garderobentheke steht ein Mann im Frack, ein Orchestermusiker. Er strickt an einem grünen Wollstück. Grünkohlgrün, Gelbgrün, Spinatgrün. Vielleicht ein Pullover. Der Mann hat leicht eingefallene Wangen. Sein Blick ist konzentriert, doch er wirkt sehr sicher, als er den Faden mit der Hand wieder aufnimmt und die nächste Reihe beginnt.  Vor ihm auf der Ablage liegen eine Tuba und ein Horn. Zwei Musiker stehen vor der Theke. Eine Musikerin in schwarzen Hosen sitzt auf dem weißen Holz und baumelt mit den Beinen. An ihren Füßen: Stöckelschuhe.

Ein großer Tubist macht für die Frau Witze. Er steckt den Dämpfer in die Tuba und klappert damit herum. Sie lächelt breit und mit rötlichen Wangen. Auf dem Tubakoffer ein Aufkleber: ein Herz für…

Auf einmal lachen alle, auch der Mann mit dem grünlichen Strickwerk. Dröhnendes Männerlachen dringt herüber. Die Musiker an der Garderobentheke stehen aufgereiht wie in einem Tableau vivant – eine Gruppe im Hintergrund in einem Anna-Viebrock-Bühnenbild. Der hagere Mann strickt. Spinatgrün. Gelbgrün. Vor ihm auf der Theke liegt das Horn. Golden und glänzend. In Gelb.

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Luftnummer? „The Wyld“ im Friedrichstadtpalast

Gestern war ich zum ersten Mal in meinem Leben im Friedrichstadtpalast. Da läuft grad die Show „The Wyld“.

Ja, eine Show. Also, ich hab ja Theaterwissenschaft studiert und so, ne – aber da guckt man sich ja immer nur so überintellektuelles Performance-Zeug an. Und ansonsten schreibe ich Artikel über Neue Musik – auch nicht grade für leichte Muse bekannt.

Umso interessanter also, wenn sich die Gelegenheit bietet, mal „nun zu etwas völlig anderem“ zu spielen und zu gucken, wie sich DAS dann anfühlt. Werde ich gelangweilt sein? Oder hingerissen? Entsetzt? Oder entzückt?

Das mit dem analytischen Blick, das konnte ich natürlich nicht abstellen. Die Einleitung: Theater im Theater. Das Vorführen der einzelen Tänzer auf der Probe. „In einer Stunde beginnt die Show!“ Das erste Mal Flugwerk-Einsatz. Der Tanz einer janusköpfigen Figur – das war schon mal sehr beeindruckend. Auf dem Hinterkopf eine Maske, auf dem Kostüm auf dem Rücken eine Brust gemalt- ich bin erfolgreich irritiert, das gefällt mir. Federbusch, schwarz-rot, archaischer Tanz.

Im Himmel schweben seltsame Figuren mit Taschenlampenköpfen, die ich aber nur Weiterlesen

Paradox auf der Rolltreppe

Auf der Rolltreppe das Mädchen mit den spitzen, dünnen Absätzen und der engen Hose, das blondierte Haar in Puppenperückenform. Mit ihrem bleich und konturlos gepuderten Gesicht sieht sie zu ihrem Freund auf, die geschminkten Augen fragen groß: Magst du mich?
Doch ihre gesamte Erscheinung zeugt von der großen Anstrengung, die sie unternimmt, um gerade nicht sie selbst zu sein.